Brauche ich ein Werbelektorat? Eine Entscheidungshilfe.

Veröffentlicht am 5. Februar 2021
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Verfasst von Annegret Scholz

Wenn Sie Ihre Kund*innen nicht gerade im persönlichen Gespräch kennenlernen, stellt vermutlich ein geschriebener Text den ersten Kontakt her. Vielleicht ein Flyer oder eine Broschüre, der Text auf Ihrer Website oder ein Post in den sozialen Medien. In jedem Fall „spricht“ dieser Text für Sie, für Ihr Unternehmen.

Wie Ihr Text und damit Ihr Unternehmen wahrgenommen wird, hängt nicht nur von Inhalt und Optik ab, sondern auch von der sprachlichen Form – inklusive aller vermeintlich nebensächlichen Details. Sprachliche Fehler hinterlassen bei den Leser*innen meist keinen guten Eindruck oder werfen sogar ein schlechtes Licht auf Ihr Unternehmen.

Stellen Sie sich vor, ein Unternehmen wirbt mit hochwertigen Angeboten und will mit herausragender Qualität überzeugen. Sie sehen sich interessiert die Website an und stolpern schon in den ersten Sätzen über Tippfehler oder fehlende Wörter. Vielleicht entdecken Sie sogar inhaltliche Unstimmigkeiten. Was meinen Sie: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich lieber noch einmal bei der Konkurrenz umsehen oder sich sogar direkt für ein anderes Angebot entscheiden?

Um die negativen Folgen sprachlicher Fehler zu vermeiden, fragen Sie sich womöglich: Soll ich die Hilfe eines Lektorats in Anspruch nehmen? Brauche ich vielleicht ein Werbelektorat? Der folgende Text soll Ihnen bei dieser Überlegung eine kleine Entscheidungshilfe bieten.

Was spricht für ein Werbelektorat?

Wenn Sie sprachlich auf Nummer sicher gehen wollen, kommen Sie um ein Lektorat nicht herum. Es gibt Ihren Texten den letzten Schliff und ist sozusagen das „Tüpfelchen auf dem i“ Ihrer Unternehmenskommunikation. Hier die wichtigsten Vorteile, die Ihnen ein gutes Werbelektorat bringt:

Ein Werbelektorat ist nicht betriebsblind

Bestimmt kennen Sie das auch: Sie haben lang an Ihrem Text gesessen, ihn immer wieder durchgelesen, Sätze umgestellt, hier was geändert, da an einer Formulierung gefeilt – bis endlich alles gepasst hat. Jetzt müssen Sie den Text nur noch auf Tippfehler durchlesen, dann ist er fertig. Doch genau an diesem Punkt schlägt sie zu – die Betriebsblindheit. Beim erneuten Durchlesen entgehen Ihnen ganz offensichtliche Fehler. Ihr Gehirn „sieht“ nämlich oft nur noch das, was da stehen soll, und nicht mehr das, was da tatsächlich steht.

Nun hilft Ihnen ein externes Lektorat. Das ist nämlich nicht betriebsblind – schließlich liest es Ihren Text nicht zum hundertsten, sondern zum ersten Mal. Davon abgesehen haben Lektor*innen Strategien gegen Betriebsblindheit entwickelt. Damit sie auch wirklich genau das lesen, was da tatsächlich steht.

Ein Werbelektorat hat das notwendige sprachliche und typografische Fachwissen

Gegen Ihre persönliche Betriebsblindheit würde es natürlich auch helfen, wenn Sie Ihren Text von jemandem gegenlesen lassen, der ihn noch nicht kennt, zum Beispiel einer Kollegin oder einem Kollegen. Aber mal ehrlich: Sind Ihre Kolleg*innen wirklich sattelfest, was aktuelle Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung und all die Feinheiten der deutschen Sprache betrifft?

Werbelektor*innen machen den ganzen Tag nichts anderes, als Texte auf genau diese Aspekte zu überprüfen. Sie haben eine fundierte sprachliche Ausbildung und halten sich über alle Änderungen bei den Rechtschreibregeln sowie über sprachliche und typografische Gepflogenheiten auf dem Laufenden. Und das macht ihnen sogar noch Spaß!

Ein Werbelektorat ist ein kritischer, aber wohlwollender Erstleser

Sie selbst wissen genau, was Sie mit Ihren Texten sagen wollen. Worauf Sie hinauswollen, welche Aspekte bei Ihren Produkten oder Dienstleistungen besonders wichtig sind. Und das möchten Sie natürlich den Leser*innen Ihrer Texte – Ihren (potenziellen) Kund*innen – vermitteln.

Deshalb müssen Sie sich fragen:

  • Kommt Ihre Botschaft bei Ihrer Zielgruppe auch richtig an?
  • Ist sie so formuliert, dass sie von Außenstehenden verstanden wird?
  • Oder haben Sie vielleicht zu viel Vorwissen vorausgesetzt?
  • Werden durch Fachbegriffe sprachliche Hürden aufgebaut, die Ihre Kund*innen nicht überwinden können?

Auch hier ist ein Werbelektorat von großem Nutzen. Das Lektorat liest Ihren Text mit interessiertem Blick von außen. Lektor*innen sind kritisch – vielleicht sogar kritischer als Ihre Zielgruppe. Aber bei ihnen müssen Sie keinen Imageschaden für Ihr Unternehmen befürchten, wenn mal ein Zusammenhang nicht sofort klar wird oder wenn Ihr neues Fahrzeugmodell laut Katalogtext mit Frontschweinwerfern ausgestattet ist.

Denn genau dafür haben Sie das Lektorat ja engagiert: dass es solche Dinge aufspürt und für Sie ausbügelt. Damit Ihre Texte bei Ihrer echten Zielgruppe gut verstanden werden und den bestmöglichen Eindruck hinterlassen.

Ein Werbelektorat hat besondere Erfahrung mit Unternehmenstexten

Und warum brauchen Sie für Ihre Texte nun ein Werbelektorat oder ein Lektorat für Unternehmenskommunikation? Wie es die Namen schon vermuten lassen, sind diese Lektorate spezialisiert auf Werbetexte und alles rund um Unternehmenskommunikation. Broschüren, Flyer, Newsletter, Pressemitteilungen und Social-Media-Posts sind das tägliche Brot im Werbelektorat. Die typischen Eigenheiten von Werbe- und Unternehmenstexten kennen Werbelektor*innen im Schlaf.

„Zahlen bis zwölf schreibt man aus“, haben Sie vielleicht in der Schule gelernt. Bei Werbetexten ist es aber durchaus üblich, Zahlen als Ziffern zu schreiben – so haben sie nämlich mehr Signalwirkung. Auch Bindestriche zur Unterteilung von zusammengesetzten Begriffen setzt man in der Werbung deutlich häufiger als beispielsweise in Romanen. Ist ja durchaus logisch: In einem Post in den sozialen Medien, auf einem Plakat oder in einem Flyer, den man nur mal kurz durchblättert, hat die schnelle und gute Lesbarkeit oberste Priorität.

Ein Lektorat, das normalerweise Bücher bearbeitet, ist mit diesen Konventionen nicht vertraut und wird Ihnen vielleicht so manche Schreibweise „ankreiden“, die in werblichen Texten vollkommen üblich ist. Ein Werbelektorat hingegen kennt sein Metier aus dem Effeff.

Was spricht gegen ein Werbelektorat?

Trotz der beschriebenen Vorteile beauftragen bei Weitem nicht alle Unternehmen automatisch ein Lektorat. Wie kommt das? Was hält sie davon ab?

Ein Werbelektorat verursacht zusätzliche Kosten

Der wichtigste Faktor, der häufig gegen ein professionelles Lektorat ins Feld geführt wird: die zusätzlichen Kosten. Ein Werbelektorat erbringt eine hoch qualifizierte Leistung, die zwar einen großen Nutzen verspricht, aber dadurch auch ihren Preis hat. Werbelektorate rufen je nach Textart, Zeitrahmen und individuellem Preismodell Stundensätze von 60 bis 80 Euro oder mehr auf. Bei längeren Texten können hier schnell Kosten in Höhe von mehreren Hundert Euro entstehen.

Zugegeben: Der Kostenfaktor ist nicht zu verachten. Allerdings sollten die Ausgaben für ein Lektorat auch immer im Verhältnis zu den Gesamtkosten eines Projektes betrachtet werden – und im Verhältnis zum Nutzen, den man aus dem Lektorat des jeweiligen Textes zieht.

Stellen Sie sich vor, auf dem Messestand Ihres Unternehmens, der viele Tausend Euro gekostet hat, wäre der Name des Unternehmens falsch geschrieben – in meterhohen Buchstaben. Selbst wenn Sie das noch schnell in einer Nacht-und-Nebel-Aktion überkleben könnten, wäre der gewünschte professionelle Auftritt trotzdem ruiniert. In so einem Fall hätten sich die Ausgaben fürs Lektorat vielleicht doch gelohnt …

Ein Werbelektorat kostet zusätzliche Zeit

Werbelektorate sind darauf spezialisiert, die Texte ihrer Kund*innen zügig und zeitnah zu bearbeiten. Trotzdem braucht die sorgfältige Prüfung eines Textes natürlich ihre Zeit. Mit „mal schnell drüberlesen“ ist es nicht getan, wenn ein Text professionell lektoriert werden soll. Auch für die Durchsicht und die Übernahme der vom Lektorat vorgeschlagenen Korrekturen muss Zeit eingeplant werden.

„Dafür haben wir keine Zeit“, wird folglich gern als Grund genannt, warum ein Text nicht ins Lektorat gegeben wird. Aber stellen Sie sich mal vor, wie viel Zeit es Sie kostet, wenn der Flyer zu einem Finanzprodukt neu gedruckt werden muss, weil da statt 5,00 % Rendite plötzlich 50,0 % versprochen werden.

Bei den meisten Werbelektoraten können Sie übrigens schon vorab den voraussichtlichen Zeitaufwand erfragen und in der Regel auch ein entsprechendes Zeitfenster für die spätere Bearbeitung reservieren. So können Sie den Zeitbedarf gut einplanen und das Lektorat steht bereit und kann direkt mit der Überprüfung Ihres Textes loslegen, wenn er so weit ist.

Ein Werbelektorat muss vorab gebrieft werden

Sie wissen es sicher selbst: Jedes Unternehmen hat seine eigene Sprache. Nicht nur Produktnamen, sondern auch andere Begriffe sollen häufig auf eine ganz bestimmte Art und Weise geschrieben werden, die vielleicht nicht hundertprozentig mit den Regeln der Rechtschreibung übereinstimmt. Je nachdem, wie komplex Ihre Unternehmenstexte sind und wie viele sprachliche Eigenarten sich darin finden, kann es nötig werden, das Lektorat vorab zu briefen.

Vielleicht sind Sie unsicher, welche Informationen ein Lektorat von Ihnen benötigt, vielleicht befinden sich die entsprechenden Infos nur in Ihrem Kopf und sind nicht auf Papier oder elektronisch verfügbar. Keine Sorge – ein professionelles Lektorat wird die wichtigsten Informationen vor oder während der Bearbeitung Ihres Textes abfragen. Einige Lektorate haben Checklisten, die Ihnen das Briefing leichter machen.

Und selbst wenn Ihr Text ganz ohne Briefing lektoriert werden muss, ist das auch noch kein Beinbruch. Das Lektorat wird alles anmerken, was auffällig ist, sodass Sie während der Durchsicht der Lektoratskorrekturen reagieren können. Vorgeschlagene Schreibweisen oder Änderungen, die nicht in Ihrem Sinne sind, können Sie auch einfach ignorieren – schließlich ist es immer noch Ihr Text.

Ein gutes und zuverlässiges Werbelektorat findet sich nicht von allein

Es gibt eine Vielzahl an Lektor*innen – darunter eine Menge, die auf Werbung und Unternehmenskommunikation spezialisiert sind. Wenn Sie noch nie mit einem Lektorat gearbeitet haben, fragen Sie sich vielleicht: Wie soll ich da überhaupt einen passenden Anbieter finden? Dazu gibt es demnächst einen ausführlichen Text auf meinem Blog. Vorab schon einige hilfreiche Tipps:

  • Fragen Sie Kolleg*innen oder befreundete Unternehmer*innen nach Empfehlungen. Auch bei Lektoraten sind persönliche Erfahrungen viel aussagekräftiger als eine schicke Website oder ein aufwendig gestaltetes Portfolio.
  • Suchen Sie nach Plattformen, auf denen Lektorate ihre Dienste anbieten. Häufig kann man dort nach Spezialisierungen (etwa bestimmten Fachbereichen oder Branchen) filtern. So können Sie eine zu Ihrem Unternehmen passende Vorauswahl treffen.
  • Beauftragen Sie ein mögliches Lektorat zunächst mit einem kleinen (Probe-)Text. Auf diese Weise finden Sie schnell heraus, ob die Arbeitsweise des Lektorats zu Ihren Wünschen passt.

Doch auch wenn Sie diese Tipps berücksichtigen, wird die Suche nach einem Lektorat natürlich eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Die gute Nachricht: Im Idealfall müssen Sie sich die Mühe nur einmal machen. Denn wenn Sie das zu Ihnen passende Lektorat gefunden haben, können Sie Ihre Texte dort künftig ohne großen Aufwand prüfen lassen und brauchen sich nicht mehr zu fragen, ob Sie vielleicht irgendwo einen peinlichen Fehler übersehen haben (denken Sie an die Frontschweinwerfer).

Meine Empfehlung

Wenn Sie Wert darauf legen, dass die Texte Ihres Unternehmens nicht nur inhaltlich, sondern auch in den sprachlichen Details überzeugen, sollten Sie unbedingt die Hilfe eines Werbelektorats oder eines Lektorats für Unternehmenskommunikation in Anspruch nehmen.

Bei der Entscheidung, ob Sie einen bestimmten Text lektorieren lassen, gilt es, den Aufwand (also in erster Linie Zeit und Kosten) gegen den Nutzen abzuwägen:

  • Wie wichtig ist der Text für Sie bzw. Ihr Unternehmen?
  • Wie weit wird er Verbreitung finden?
  • Wie lange wird er im Einsatz sein?
  • Und die vielleicht wichtigste Frage: Wie groß ist der mögliche Schaden durch einen sprachlich nicht einwandfreien Text?

Bei einem Social-Media-Post, der nur zwischen Tür und Angel gelesen wird und wahrscheinlich schnell wieder aus dem Fokus der Leser*innen verschwindet, können Sie vielleicht eher auf ein Lektorat verzichten als bei einer Imagebroschüre oder den Texten Ihrer Website, die Sie und Ihr Unternehmen lange Zeit begleiten und repräsentieren sollen.

Haben Sie noch Fragen rund um das Thema Werbelektorat? Dann nehmen Sie gern Kontakt mit mir auf.

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